Montag, 1. Juni 2015

Muss das sein? Todsünden in der Werbung

Das Brandenburg-Projekt vereinigt mehrere Autoren. Daher ist es wichtig, eine gemeinsame Sprache zu finden. Auf dieser Seite finden sich die textlichen No-Gos für das Projekt.

Sieben Todsünden in der Tourismuswerbung für Texter

Und so spricht das Teufelchen: Feriengäste, Touristen, Reisende können eine Last sein. Nichts als Arbeit, Ärger und Verdruss. Wenn Ihr es aber bereits beim Marketing geschickt anstellen, bleibt Ihr von allen Plagen verschont.

1. Verheimlicht, dass Ihr für Euren Ort werben wollt!
Wie? Fangt in Publikationen mit dem Urschleim an und schreibt, wann die ersten Steinzeitmenschen in Euren Ort kamen, zumindest aber, wann er zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Für diese Auskunft kommt bestimmt keiner angereist.

2. Strapaziert die Geduld der Leser!
Wie? Plappert viel und werdet unglaubwürdig. Am besten eignen sich dafür überschäumende Attribute, wie „reizvollen, einmaligen, bezaubernden und naturnahen" Ort. So bringt man garantiert nichts an die Frau/ den Mann.

3. Sagt am besten gar nichts!
Wie? Verkündet Dinge, die für jeden Urlaubsort stimmen, z.B. „hier kann man die Seele baumeln lassen“ oder „bei uns finden Sie Natur pur“.

4. Plaudert mit Euren Lesern wie mit Kleinkindern!
Wie? Schreckt nicht vor Binsenweisheiten zurück: „Sie müssen sich unbedingt Zeit nehmen, um alles kennen zu lernen“ oder „schnell werden Sie merken, dass Sie hier besonders individuell und familiär umsorgt werden“. Wer da noch kommt, ist selber schuld.

Gastlichkeit kennt keine Grenzen
5. Macht Euch und Euren Ort unglaubwürdig!
Wie? Haut kräftig auf die Pauke: „einzigartige Natur“, „begeisternde Kutschfahrten“, „einmalige Pflanzen- und Tierwelt“, „herausragende Ensembles“, „grenzenloses Vergnügen“. Das einzige, was man Euch dann wirklich glaubt ist, dass Ihr die allerhöchsten Preise habt.

6. Verkauft Eure Leser für dumm!
Wie? Indem Ihr in Bildunterschriften genau das beschreiben, was man ohnehin sieht.

7. Zeigt Euch international!
Wie? Bringt möglichst alle Sprachen der Welt in einem Flyer unter, so wie in der Gebrauchsanleitung für einen koreanischen Haartrockner. Dann begreift auch der letzte: Hier sind schon alle, hier muss ich nicht auch noch hin!




Und nun:

Sieben Todsünden für Grafiker, die Touristen hassen

1.Macht Texte unleserlich!
Wie? Indem Ihr Fließtext mit einem Foto hinterlegen. Je bewegter das Foto, desto größer die Unlesbarkeit. 

2. Zeigt Euch verschlossen!
Wie? Bildet Landschaften, Städte, Parks, Museen, Gaststätten usw. menschenleer ab. Da fühlt sich niemand angezogen.

3. Werbt mit der strahlenden Model-Familie!
Wie? Kauft bei der nächsten Fotoagentur die Bilder ein, die so austauschbar sind, dass sie eben noch von einer Bausparkasse, vom Autohändler oder von einer Zigarettenfirma für ihre Werbung genutzt wurden.

4. Führt Eure Leser in die Irre!
Wie? Verarbeitet hochinformative Landkarten, die nicht nur alle Waldwege enthalten, sondern auch die Hochspannungs- und Wasserleitungen, sämtliche Bebauungen sowie die Benennung aller öffentlichen Einrichtungen, einschließlich Krematorium.

5. Beraubt Fotos Ihrer Wirkung!
Wie? Indem Ihr in den ruhigen Teil des Motivs (z.B. Himmel, Wasser, Rasen) weitere kleine Fotos eingeklinkt. So können in einem Foto lässig noch vier weitere transportieren, bis es dem Betrachter vor Augen flimmert.

6. Geben Euren Lesern Rätsel auf!
Wie? Indem Ihr kreativ beim Erfinden neuer Piktogramme seid. Vor allem dann, wenn es schon altbekannte Zeichen gibt, die jeder versteht.

7. Nehmt den Kunden die Lust am Lesen!
Wie? Stellt kleine Schriften negativ auf schwarzen Untergrund. Das schreckt ab! Oder setzt häufig kursive Schriften ein. Eine Augenqual!



Und zum Schluss:

Das perfekte tool für Schnelltexter im Tourismus

Verschiebt einfach die Spalten gegeneinander, findet die passende Verbform, vielleicht noch den richtigen Kasus und den passenden Artikel - und alles geht wie von alleine!

Probe:

Schwelgen Sie // ganz einfach // in der himmlischen // Natur    oder

Kosten Sie // ganz und gar// die einmalige // Szenerie aus.

Und so weiter. Es gibt 5.040 Möglichkeiten!

genießen
ganz einfach
einmalige
Natur
entdecken
voll und ganz
idyllische
Landschaft
schwelgen
Im Überfluss
paradiesische
Refugien
wohl sein lassen
ganz und gar
himmlische
Gefilde
sich weiden an
in vollem Maße
ländliche
Revier
sich erfreuen
in jeder Hinsicht
heitere
freies Land
ausleben
von A bis Z
wonnevolle
Szenerie
auskosten
total
malerische
Areal
wohlfühlen
wirklich
romantische
Gelände
Gütlich tun
von Kopf bis Fuß
verträumte
Kulisse

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